Brennesseln: Vielseitige Verwendung im Garten.
Früher hat man Brennnesseln viel selbstverständlicher und häufiger als Planzendünger, zur Pflanzenstärkung oder gegen Pflanzenschädlinge eingesetzt als heute. Heute greift man lieber zu Künstdünger oder chemischen Pflanzenschutzmitteln. Zu unrecht.

Die Brennesseljauche
Brennesseljauche zählt zu den schon seit Jahrhunderten angewandten Pflanzenstärkungsmitteln. Die darin enthaltenen Kieselsäuren stärken die Zellwand und sorgen somit für eine physiologische Barriere und verhindern bzw. verzögern das Eindringen von Krankheitserregern oder Schädlingen.

Brennesseljauche ist ein ausgezeichneter organischer Stickstoffdünger für Obstbäume oder stark zehrendes Gemüse. Sie wirkt allgemein stärkend und gesund erhaltend. Eine Düngung mit Jauche sorgt für einen kräftigen Wachstumsschub.
Zubereitung der Brennesseljauche
Für Brennesseljauche braucht man ca. 1kg frisches oder 200g getrocknetes Kraut pro 10 Liter Wasser. Kraut einfach in einen Behälter geben und mit Wasser aufgießen. Idealerweise mit Regen- oder Brunnenwasser. Es sollte auf jeden Fall chlorfrei sein. Ansonsten muss man das (Leitungs-)Wasser etwas stehen lassen, damit das Chlor ausgasen kann.
Oft wird empfohlen, die Brennesseln zu zerkleinern. Ich verwende die Brennesseln immer im Ganzen (ohne Wurzeln). Aus meiner Erfahrung, braucht die Jauche dann etwas länger, funktioniert aber genauso gut und man spart sich Arbeit.

Der Behälter sollte nicht aus Metall sein, da es sonst zu chemischen Reaktionen während der Fermentation kommen kann. Am besten wird der Behälter an einem sonnigen Standort aufgestellt. Der Behälter sollte unbedingt ausreichend groß sein, sodass er nicht bis zum Rand gefüllt ist. Denn die Jauche beginnt während der Fermentation zu schäumen.
Darüber, ob der Behälter während der Fermentation verschlossen oder offen bleiben soll, scheiden sich die Geister. Ich lasse die Jauche während der Fermentation meistens verschlossen stehen, lasse aber eine kleine Öffnung, damit im Behälter (Jauchefass) kein Überdruck entstehen kann. Man sollte beim "offen stehen" lassen jedenfalls darauf achten, dass keine Tiere oder vielleicht sogar Kinder hineinfallen können! Die Brennesselfermentation ist ein überwiegend anaerober Prozess, bei dem auch aerobe Vorgänge stattfinden. Diese sind aber von untergeordneter Bedeutung.
Um das Ammoniak nicht entweichen zu lassen, steue ich Steinmehl auf die Oberfläche der Jauche. Das flüchtige Ammoniak wird dadurch gebunden und dStickstoffverluste gemindert. Zusätzlich wird die Nase des Nachbarn sowie meine eigene nicht über Gebühr strapaziert. Austretendes Ammoniak wirkt indirekt auch klimaschädlich, indem es die chemischen Vorgänge in der Atmosphäre beeinflusst. Steinmehl ist in der Lage, Ammoniak zu binden. Es hängt von der Art der Gesteine und deren mineralogischen Zusammensetzung ab, wie viel Ammoniak sorbiert werden kann. Das Steinmehl trägt später nach dem Ausbringen auch zur Bodenverbesserung bei und hilft gegen Schädlinge. Ich verwende silikathaltiges Gesteinsmehl (Urgesteinsmehl).
Immer wieder sollte mal umgerührt werden. Oft liest man von mind. 1x am Tag. Wie gesagt, ich habe den Ansatz des öfteren auch schon komplett verschlossen und kein einziges Mal umgerührt. Den Pflanzen hats gefallen und sind trotzdem wie wild gewachsen.
Die Jauche wird mit der Zeit immer dunkler und ist fertig, wenn sie aufgehört hat zu schäumen. Das dauert ca. 3-4 Wochen. Kann aber auch schneller gehen oder länger dauern, abhängig von der Umgebungstemperatur, der Häufigkeit des Umrührens, Alter des Pflanzenkrauts usw. .
Wenn die Jauche fertig ist, sind die Pflanzenreste größtenteils auf den Boden abgesunken bzw. haben sich "aufgelöst". Als feste Pflanzenreste bleiben zumeist nur die Stengel übrig. Diese können sehr gut für die Kompostierung oder zum Mulchen verwendet werden.
Die fertige Jauche ist in verschlossenen Behältern einige Monate lang lagerfähig und verliert nur wenig an Wirkstoff.Verwendung der Brennesseljauche
Die Jauche kann im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt im Wurzelbereich von Gemüse gegossen werden. Für Obstbäume oder Obststräucher kann die Jauche auch unverdünnt verwendet werden.
Bitte nicht den Stamm "düngen". Das tut den Bäumen nicht sonderlich gut und zeigt auch keine Düngewirkung. Düngen macht nur dort Sinn, wo die Feinwurzeln der Bäume und Sträucher liegen. Und das ist nicht beim Stamm.
Für das Spritzen von Blättern ist noch gärende Jauche im Verhältnis von etwa 1:50 zu verdünnen.
Zur Entnahme der Jauche kann zum Beispiel ein Schöpfer verwendet werden, oder man hat einen Wasserhahn als Bodenablass. Das wäre natürlich ideal und würde ein sehr sauberes Arbeiten ermöglichen.
Wichtig: Vor der Entnahme, sollte der Jauchebehälter noch einmal umgerührt aufgerührt werden, um für eine bessere Druchmischung zu sorgen.
Der Kaltwasserauszug
Zubereitung des Kaltwasserauszugs
Für den kalten Auszug von der Brennessel kommen ebenfalls ca. 10l Wasser auf 1kg frisches Kraut. Alternativ kann auch ca. 200g getrocknetes Kraut verwendet werden.
Die Brennesseln werden einige Stunden bis max. 3 Tage in kaltes Wasser (Regen- bzw. chlorfreies Brunnenwasser) eingelegt. Aufgrund der kurzen "Auszugsdauer" ist es wichtig, dass die Brennesseln nun tatsächlich zerkleinert werden. Es darf bei Kaltwasserauszügen nicht zur Gärung kommen.
Die Kräuterreste werden abgesiebt und können wieder kompostiert oder zum Mulchen verwendet werden.
Verwendung des Kaltwasserauszugs
Ein Kaltwasserauszug von der Brennessel ist sehr gut geeignet für Pflanzen, die gegenüber saugenden Schädlingen (z.B. Blattläusen) empfindlich sind. Sie kann auch gegen Spinnmilben und verschiedene Pilzerkrankungen wirken.
Alternativ kann auch noch gärende Jauche stark verdünnt, im Verhältnis 1:50 auf die Blätter gesprizt werden.
Der Kaltwasserauszug wird unverdünnt über Blätter gespritzt.
Der Brennesseltee
Zubereitung des Brennesseltees
Pflanzentee wird ähnlich wie normaler Kräutertee zubereitet, nur mit etwas längerer Ziehzeit. Die zerkleinerten Teile der Brennessel werden mit kochendem Wasser übergossen. Den Tee lässt man zugedeckt ca. 30 Minuten lang ziehen. Abseihen, fertig.
Abgekühlter Brennesseltee kann ebefalls zur Pflanzenstärkung eingesetzt werden.
Verwendung des Brennesseltees
Er eignet sich auch zur Schädlingsbekämpfung (Verdünnung 1:5) und zur Bodenp?ege (Verdünnung 1:20).
Spritzen von Pflanzen
Jauche, Auszug oder Tee sollen an windstillen, bedeckten Tagen ausgebracht werden.
Im Fall einer Blattdüngung oder Schädlingsbekämpfung ist es wichtig, die ganze P?anze zu besprühen.
Der ideale Zeitpunkt für die Ausbringung ist der Vormittag.
Die P?anzen trocknen dann während des Tages ab (nasse P?anzen erhöhen die Gefahr von Pilzinfektionen).
Bei der Ausbringung auf die P?anze soll das Präparat möglichst fein verteilt werden. Das gelingt am besten mit Spritzgeräten.
P?anzenreste müssen vor der Ausbringung abgesiebt werden, damit die Spritzdüsen nicht verstopfen.